Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Frau kauft Gemüse an einem Markstand Einkauf auf dem Wochenmarkt Quelle: bnenin - stock.adobe.com

Nachhaltiger Konsum

Der Konsum von Ernährungsgütern und die landwirtschaftliche Produktion erfüllen vielfältige gesellschaftliche und individuelle Funktionen, können die Umwelt aber auf unterschiedliche Weise belasten und negative soziale Folgen haben. Um die konsumbedingten negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu mindern, hat die Bundesregierung im Jahr 2016 das Nationale Programm für nachhaltigen Konsum (NPNK) verabschiedet. Die BLE trägt durch Projektförderung und Unterstützung verschiedener Fachprogramme zur Umsetzung des NPNK bei. Die Koordinierungsstelle nachhaltiger Konsum für Ernährung und Landwirtschaft bündelt die Aktivitäten der BLE und des BMEL-Geschäftsbereichs zum nachhaltigen Konsum und unterstützt als Teil des Kompetenzzentrums nachhaltiger Konsum der Bundesregierung ressortübergreifende Aktivitäten zur Umsetzung des NPNK.

Ökologische und nachhaltige Landwirtschaft

Mit dem Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) soll die Ausdehnung der ökologischen und nachhaltigen Land- und Lebensmittelwirtschaft in Deutschland gestärkt werden. Das vom BÖL betriebene Portal www.oekolandbau.de bietet Informationen zur ökologischen Erzeugung und Verarbeitung entlang aller Stufen der Wertschöpfungskette. So gibt es neben Informationen zu Siegeln, Bio-Warenkunde oder Rezepten auch Informationsmaterial für Lehrerinnen und Lehrer sowie für Kinder. Ein durch das BÖL betreutes Netzwerk aus 240 Demonstrationsbetrieben soll den Ökolandbau für alle erlebbar machen. Das BÖL fördert neben Forschungsprojekten auch Projekte, die die Nachfrage nach Bioprodukten stärken sollen, wie zum Beispiel die Kampagne "Bio kann jeder – nachhaltig Essen in Kita und Schule" oder das Netzwerk der Biostädte.

Ziel der Eiweißpflanzenstrategie ist, den in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangenen Leguminosenanbau in Deutschland zu fördern und die Anbaufläche auszudehnen. Dabei sollen Wettbewerbsnachteile heimischer Leguminosen wie Ackerbohne, Erbse, Lupine und Klee verringert, Forschungslücken geschlossen und erforderliche Maßnahmen in der Praxis erprobt werden. Leguminosen haben die Besonderheit, dass sie mit Hilfe von Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln Luftstickstoff binden und hochwertiges Eiweiß erzeugen können. Dieses Eiweiß kann sowohl für die menschliche Ernährung als auch für Tierfutter verwendet werden. Zudem reichern die Leguminosen Nährstoffe im Boden an und verbessern die Bodenfruchtbarkeit.

Biologische Vielfalt

Biologische Vielfalt steht als essentielle Grundlage der Land-, Forst-, Fischerei- und Ernährungswirtschaft im Mittelpunkt der Arbeit des Informations- und Koordinationszentrums Biologische Vielfalt (IBV). Das IBV erfasst und dokumentiert Daten über Vorkommen, Charakteristika und Leistungseigenschaften genetischer Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft, wie zum Beispiel die Rote Liste gefährdeter Nutztiere. Neben der zentralen Bereitstellung dieser Daten für Interessierte, analysiert und bewertet das IBV anhand dieser Daten die Entwicklung der Agrobiodiversität. Als Geschäftsstelle für die Fachprogramme im Bereich der tier-, pflanzen-, forst- und aquatischen genetischen Ressourcen koordiniert und unterstützt das IBV Aktivitäten zur Erhaltung und Nutzung der biologischen Vielfalt.

Tierschutz

Auch die Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz setzen sich für verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster ein. Die MuD Tierschutz sollen einen schnellen und effektiven Transfer von Forschungsergebnissen zu Tierhaltung und Tierwohl in die landwirtschaftliche Praxis erzielen und somit die Lücke zwischen Wissenschaft und Praxis schließen.

Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Umsetzung neuer Erkenntnisse und innovativer Maßnahmen, die Gesundheit und Wohl der Tiere, eine tiergerechte Haltung oder die Auswirkungen moderner Tierhaltungsverfahren auf die Umwelt betreffen. Mit solchen Tierhaltungsverfahren wird die nachhaltige Produktion gefördert und den Konsumentinnen und Konsumenten damit für eine verantwortungsvolle Kaufentscheidung eine breitere Palette entsprechender Produkte angeboten.

Lebensmittel und Ernährung

Das in der BLE angesiedelte Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) stellt ausführliche Informationen zu nachhaltigem Konsum in Bezug auf Ernährung und Lebensmittel entlang der Wertschöpfungskette bereit, vermittelt Alltagskompetenzen im Umgang mit Lebensmitteln und unterstützt Multiplikatoren aus Beratung und Bildung mit Materialien zur Ernährungs-und Verbraucherbildung. Das BZfE ist auch mit der Umsetzung des Nationalen Aktionsplans "IN FORM" betraut. IN FORM verfolgt das Ziel, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten in Deutschland bis zum Jahr 2020 zu verbessern und eine gesundheitsförderliche und nachhaltigere Ernährungsweise zu unterstützen.

Teil des BZfE ist auch das Nationale Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule (NQZ). Das NQZ ist der nationale Ansprechpartner zu Fachfragen rund um die Kita- und Schulverpflegung, fördert den Informationsaustausch zwischen Vernetzungsstellen und anderen Partnern und unterstützt sie in ihren Aufgaben.

Mit einer gemeinsamen Strategie von Bund und Ländern sollen in Deutschland bis 2030 vermeidbare Lebensmittelabfälle auf Verbraucherebene und im Einzelhandel halbiert und die Lebensmittelabfälle bei der Nachernte, in der Produktion und bei der Lieferung vermindert werden. Zur Umsetzung der nationalen Strategie gegen Lebensmittelverschwendung wurde im BZfE eine Koordinierungsstelle eingerichtet. Dort wird auch die Initiative "Zu gut für die Tonne" betreut, die sich bereits seit 2012 gegen Lebensmittelverschwendung einsetzt. Anhand einfacher Tipps, Rezepten für "beste Reste" und zahlreicher Mitmachaktionen erhalten Verbraucherinnen und Verbraucher Informationen und Handlungsempfehlungen. Seit 2016 wird außerdem jährlich der "Zu gut für die Tonne" - Bundespreis für Engagement gegen Lebensmittelverschwendung verliehen.

Holzhandel

Jährlich werden rund 9 Millionen Hektar Wald weltweit zerstört. Dabei werden Schätzungen zufolge etwa 7 bis 17 Prozent des gesamten Holzes illegal eingeschlagen, für einige tropische Länder wird dieser Anteil sogar auf über 50 Prozent geschätzt. Dies hat unter anderem negative Auswirkungen auf die Lebensräume für Tiere und Pflanzen, das Mikroklima und die natürliche Lebensgrundlage der ländlichen Bevölkerung. Zudem wird Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre freigesetzt und Böden erodieren.

Um eine nachhaltige Waldbewirtschaftung zu stärken und den Handel mit illegal geschlagenem Holz zu bekämpfen, gilt seit 2013 die EU-Holzhandelsverordnung. Importeure, die Holz und Holzerzeugnisse erstmalig in der EU in den Verkehr bringen sind verpflichtet nachzuweisen, dass es sich um Produkte aus legalem Einschlag handelt. Dieser Nachweis ist durch die Erstellung und Anwendung sogenannter Sorgfaltspflichtregelungen zu erbringen. Die BLE ist für die Überprüfung von Importeuren, Händlern und Überwachungsorganisationen zuständig. Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter www.ble.de/holzimport.

Ländliche Räume

Der Konsum von regionalen Produkten kann zu einer Verringerung von Transportwegen, einer stärkeren Berücksichtigung saisonaler Waren und zur Existenzsicherung heimischer Betriebe beitragen. Das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und regionale Wertschöpfung (BULE+) fördert unter anderem Projekte zur Stärkung der regionalen Wirtschaftskraft und Sicherung der Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen. Weitere Förderschwerpunkte sind Regionalität, zum Beispiel der Aufbau von Nahversorgungsnetzwerken, soziale Dorfentwicklung und Mehrfunktionshäuser. Unterstützt werden sollen auch digitale Lösungsansätze für ländliche Räume, die neben flexiblem Arbeiten und Nahversorgung auch die Vernetzung des öffentlichen Nahverkehrs verbessern können.

Die Deutsche Vernetzungsstelle ländliche Räume (DVS) bietet eine Austausch- und Informationsplattform zu Themen des Ländlichen Raums. Dies betrifft die Regional- und Dorfentwicklung ebenso wie die nachhaltige Erzeugung und Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten. Hier ergeben sich vielfältige Bezüge zum nachhaltigen Konsum. Die DVS informiert auf Veranstaltungen und in ihren Publikationen zum Beispiel über Vermarktungsmöglichkeiten, Wertschöpfungsketten, Regionalinitiativen und Regionalsiegel und über die Sicherung von Mobilitätsangeboten im ländlichen Raum.

Nationale Forschung

Das Programm zur Innovationsförderung des BMEL unterstützt zahlreiche Projekte, die zu einer nachhaltigen und tiergerechten Agrar- und Ernährungswirtschaft beitragen. Die Schonung natürlicher Ressourcen ist hierbei ein wesentliches Ziel. Zudem ist die Förderung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung auf eine Stärkung der wirtschaftlichen Innovationskraft, die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, Verbraucherinformation sowie Arbeitsbedingungen und auf die Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen ausgerichtet.

Die Deutsche Innovationspartnerschaft Agrar (DIP) hat es sich ebenso zum Ziel gesetzt, die Innovationskraft der deutschen Landwirtschaft im Sinne einer nachhaltigen Bewirtschaftung zu verbessern. Im Fokus der Förderung stehen praxisnahe Projekte aus den Bereichen Acker- und Gartenbau, Sonderkulturen, Tierhaltung und Lebensmittelverarbeitung.

Darüber hinaus unterstützt das Programm zur Innovationsförderung im Verbraucherschutz in Recht und Wirtschaft des BMUV u.a. einen nachhaltigeren Konsum von Produkten als auch bei Dienstleistungen.

Europäische Forschung

Europa steht vor der großen Herausforderung eine ausreichende Menge an Lebensmitteln unter der Prämisse einer nachhaltigen Produktion zu produzieren. Begrenzte natürliche Ressourcen und die Herausforderungen des Klimawandels müssen berücksichtigt werden. Einer steigenden Nachfrage nach vielfältigen, qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln steht die Vermeidung von Verlusten und Abfällen entlang der Wertschöpfungskette gegenüber.

Der Europäische Forschungsraum (EFR; englisch: European Research Area, ERA) ist ein politisches Konzept der Europäischen Union. Der Europäische Forschungsraum zielt darauf ab, die Rahmenbedingungen für Forschung und Innovation in Europa zu verbessern und abzustimmen. Das BMEL beteiligt sich über den ptble an ERA-NET Initiativen im Bereich des nachhaltigen Konsums.

Das BMEL unterstützt derzeit mit mehr als 20 Partnern aus 15 Ländern das kofinanzierte ERA-Net "SUSFOOD 2" (SUStainable FOOD production and consumption) im Bereich der nachhaltigen Lebensmittelproduktion und des nachhaltigen Lebensmittelkonsums. Der Umfang von SUSFOOD2 deckt die gesamte Nahrungswertschöpfungskette ab und legt einen besonderen Fokus auf die Nachhaltigkeit jenseits der Primärproduktion.

Ziel ist die Entwicklung eines sicheren, widerstandsfähigen und wettbewerbsfähigen Sektors durch einen nachhaltigen, sektorübergreifenden und multidisziplinären Ansatz. Durch Einbeziehung von Produktion bis zum Verbrauch, von Naturwissenschaften bis zur Lebensmitteltechnik, von Forschungseinrichtungen bis zur Industrie sollen Ressourcen und Synergien optimal genutzt und Verluste sowie Abfälle minimiert werden.

Internationale Zusammenarbeit

Trotz leichter Verbesserungen in den letzten Jahren hungern derzeit weltweit mehr als 800 Millionen Menschen, weitere etwa 2 Milliarden leiden an "verstecktem Hunger". Um die Ernährungssituation weltweit nachhaltig zu verbessern sind unter anderem Fortschritte in der Produktivität der Landwirtschaft und dem weiteren Aufbau von Kompetenzen notwendig.

Das BMEL fördert auf der Grundlage des Menschenrechts auf angemessene Nahrung internationale Forschungskooperationen zwischen deutschen Forschungsreinrichtungen und Ländern beziehungsweise Regionen, die stark von Unterernährung betroffen sind. Die geförderten Projekte streben die Entwicklung schnell umsetzbarer Lösungen im lokalen Kontext an, um die Ernährungssituation vor Ort zu verbessern. Sie befassen sich mit lokalen und kulturell verankerten Produktionsweisen, Ernährungsgewohnheiten und der Einführung von Neuerungen. Energieeffiziente und ressourcenschonende Verarbeitungsweisen von Lebensmitteln, welche auch Nebenprodukte aus anderen Wertschöpfungsketten nutzen, werden gefördert.

Auch Möglichkeiten der Vernetzung von Wertschöpfungsketten zur Weiterverarbeitung und die Analyse von Organisationsstrukturen werden untersucht. Der Einsatz neuer Informations- und Kommunikationstechnologien soll helfen, haltbare und gesunde Lebensmittel aus regionalen Wertschöpfungsketten in ländlichen und (peri-)urbanen Räumen mit guten Absatzchancen am lokalen Markt bereitzustellen.

Bundesinformationszentrum Landwirtschaft

Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) hat sich zum Ziel gesetzt, durch unabhängige und objektive Information ein besseres Verständnis moderner Landwirtschaft zu fördern und einen Beitrag zum gesellschaftlichen Dialog über Landwirtschaft zu leisten.

Das BZL informiert Verbraucherinnen und Verbraucher neutral über Landwirtschaft, damit sie fundierte Konsumentscheidungen treffen können. Es macht nachvollziehbar, wie moderne Landwirtschaft funktioniert und wie Lebensmittel produziert werden und bietet zum Beispiel Informationen zu Kennzeichnungen und Siegeln, zu Umweltwirkungen der Landwirtschaft sowie zu Fragen der Tierhaltung und des Tierwohls.

Das BZL fördert aber auch den Wissenstransfer in die Landwirtschaft, indem es Erkenntnisse und Erfahrungen aus Forschung und Modellprojekten für Landwirtinnen und Landwirte praktisch verwertbar macht.

Aktuelles

Maßnahmen für Nachhaltigen Konsum festgelegt

Anfang Mai einigte sich die Bundesregierung in einer Sitzung des Staatssekretärsausschusses für nachhaltige Entwicklung auf ein breites Maßnahmenbündel, um den nachhaltigen Konsum zu stärken. Das Treffen fand unter der Leitung von Dr. Hendrik Hoppenstedt, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin, statt. Weiterlesen: Maßnahmen für Nachhaltigen Konsum festgelegt …

Frau beim Gemüsekauf (verweist auf: Maßnahmen für Nachhaltigen Konsum festgelegt)

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