"Lecker und zukunftsfähig – Kitaverpflegung mit Weitblick": Auftaktveranstaltung liefert praktische Impulse
Dass ein zukunftsfähiges Verpflegungsangebot trotz oft mangelnder personeller Ressourcen gelingen kann, zeigte die Online-Auftaktveranstaltung zur bundesweiten Aktionswoche zum Tag der Kitaverpflegung "Lecker und zukunftsfähig – Kitaverpflegung mit Weitblick". Praktische Erfahrungen und übertragbare Erfolgsbeispiele standen im Zentrum der Podiumsdiskussion.
Die geschäftsführende Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Dr. Ophelia Nick, sagte in ihrer Begrüßung: "Gutes, ausgewogenes Essen ist zentral für die kognitive und körperliche Entwicklung von Kindern. Essen schafft auch Gemeinschaft und leistet so einen Beitrag zur Integration. Deshalb spielt die Verpflegung in Kitas in der Ernährungsstrategie der Bundesregierung eine zentrale Rolle. Vier von fünf Kindern im Alter zwischen null und sieben Jahren, die in einer Kita betreut werden, essen dort auch zu Mittag. Hier liegt eine große Chance, positiv auf das Ernährungsverhalten junger Menschen einzuwirken. Die Aktionswoche ist ein wichtiger Schritt, um dem Thema Essen in Kita und Kindertagespflege noch mehr Gehör zu verschaffen."
Wiebke Kottenkamp, Leiterin des Bundeszentrums Kita- und Schulverpflegung und Moderatorin der Auftaktveranstaltung, ergänzte: "Um in der Verpflegung eine hohe Qualität flächendeckend zu erreichen, braucht es ein gutes Zusammenspiel aller Beteiligten – vom Bund bis zur einzelnen Einrichtung. Dass dies gelingen kann, zeigen wir heute hier beispielhaft."
Ernährung und pädagogische Arbeit zusammendenken
Dass Kita-Verpflegung nicht "nebenbei" funktioniere, sondern Zeit, Planung, qualifiziertes Personal und Mitgestaltung benötigt, unterstrich Prof. Melanie Speck, Professorin für Sozioökonomie in Haushalt und Betrieb an der Hochschule Osnabrück, in ihrem wissenschaftlichen Impuls "Nachhaltige Kita-Verpflegung – Perspektiven für das Individuum und die Public Health". Ernährung und pädagogische Arbeit dürfe nicht voneinander getrennt, sondern müsse zusammengedacht werden.
Gezielte Qualifizierung für mehr Frische
"Lasst uns das Handwerk und echte Lebensmittel zurück in die Küchen holen, anstatt nur Tüten mit Fertigprodukten aufzureißen", plädierte Robert Kapa, Koch und Berater in Berliner Fröbel-Kindergärten. Hierfür bedarf es engagiertes und qualifiziertes Personal. Silke Schöngart-Mühlegg, Sachgebietsleiterin im Referat für Bildung und Sport der Stadt München, zeigte, wie die gezielte Qualifizierung von Hauswirtschaftskräften dazu führen kann, dass sich diese mit ihrer Tätigkeit stärker identifizieren, eine höhere Arbeitszufriedenheit herrscht und geringere Fehlzeiten auftreten. Mit einem Pilotprojekt hatte die Stadt München die Einführung einer Frisch-Mischküche in dreißig Kindertageseinrichtungen erprobt. Das Besondere am Projekt war die Qualifizierung der Hauswirtschaftskräfte über sogenannte Kompetenz-Standorte, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schulen und den Umstellungsprozess begleiten. Damit waren kurze Wege und der schnelle Dialog gesichert, wenn im Küchenalltag spontan Fragen auftauchten.
Träger sind gefragt
Stefan Lehmann, Geschäftsführer der LEHMANNs Gastronomie GmbH und Mitglied des Verbands Deutscher Schul- und Kitacaterer e.V., betonte: "Die Qualität der Verpflegung steht und fällt mit jemandem, der sich kümmert. Legt der Träger Wert auf das Thema Ernährung, schafft er damit eine wichtige Grundlage für eine gute Verpflegung unserer Kinder in Kitas und Schulen." Bei der Auswahl des Mittagessens in den Einrichtungen sollte dabei vor allem das Essverhalten der Kinder im Mittelpunkt stehen, nicht die persönlichen Vorlieben der Erwachsenen.
Angebote der Vernetzungsstellen und des BZfE
Die Vernetzungsstellen Kitaverpflegung präsentierten ihr vielfältiges Online-Programm für die sich anschließende Aktionswoche vom 06. bis 09. Mai: Hier geht es beispielsweise um Speiseplanchecks, Allergiekonzepte, auffälliges Essverhalten oder Bildung rund um den Esstisch. Eine Programmübersicht gibt es unter www.gemeinsamgutessen.de.
Das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) schloss sich mit der Vorstellung seines Materialangebots rund um Ernährungsbildung in Kita und Kindertagespflege an: Eine Heftreihe bietet alltagsnahe Ideen und Gesprächsanlässe zu den Themen gemeinsame Mahlzeiten, Einkaufen und die Erforschung der Sinne. Für die Kindertagespflege gibt es Anregungen zur Umsetzung der Ernährungsbildung im Betreuungsalltag. Diese und weitere Materialien finden Interessierte unter https://www.bzfe.de/schule-und-kita/material-fuer-die-kita
Hintergrund
Nach Daten des Statistischen Bundesamtes wird mehr als die Hälfte der Kinder in der Kita (53 Prozent) über sieben Stunden pro Tag betreut. Der Anteil der Kinder, die dort ein Mittagessen erhalten, ist zwischen 2014 und 2024 von 68 auf knapp 79 Prozent gestiegen (siehe Infografik). Weitere Infografiken zum Personalschlüssel in Kitas sowie zur Umsetzung der DGE-Qualitätsstandards gibt es unter www.gemeinsamgutessen.de/service/aktuelles/tage-der-kitaverpflegung-2025-auftaktveranstaltung-und-aktionswoche-setzen-impulse-fuer-gesunde-ernaehrung-in-kitas.