BMEL-Podiumsdiskussion zu rechtebasierten Ansätzen für eine Transformation der Ernährungssysteme.
Quelle: BLE
Tropentag in Berlin – Wege der Transformation von Ernährungssystemen im Fokus
Vom 20. bis 22. September 2023 fand der Tropentag in Berlin statt. Insgesamt nahmen etwa 1200 Personen aus 80 Ländern an der hybriden Konferenz teil, davon 900 vor Ort und 300 digital. Im Mittelpunkt standen wissenschaftliche Vorträge und Diskussionen zum Thema "Konkurrierende Wege für eine gerechte Umgestaltung der Ernährungssysteme – Gegensätze und Synergien".
Das Fachpublikum des Tropentags engagiert sich in der entwicklungsorientierten Agrarforschung sowie der ländlichen Entwicklung im Globalen Süden. Auf dem diesjährigen Tropentag thematisierte es die große Herausforderung, wie eine Umgestaltung der aktuellen Ernährungssysteme erreicht werden kann, um eine wachsende Weltbevölkerung angemessen und nachhaltig zu ernähren.
Weltweit werden derzeit mehr Lebensmittel als je zuvor produziert. Gleichzeitig steigt die Anzahl an hungernden Menschen. Mangel-, Unter- und Überernährung nehmen zu, während Kulturpflanzen- und die Ernährungsvielfalt abnehmen. Die Dringlichkeit der Umgestaltung der aktuellen Ernährungssysteme ist größer denn je. Wie eine solche Umgestaltung jedoch aussehen sollte und könnte, bleibt umstritten. Während einerseits eher technologieorientierte Lösungen vorgeschlagen werden, wird andererseits für einen Paradigmenwechsel hin zu alternativen Ernährungssystemen basierend auf Agrarökologie plädiert.
Die auf dem Tropentag vorgestellten Forschungsergebnisse beleuchteten Vor- und Nachteile unterschiedlicher Ansätze. Es wurde diskutiert, wie Ernährungssysteme so umgestaltet werden können, dass sie gerecht, ausgewogen und nachhaltig sind. Die Debatte zeigte, dass die Prioritäten je nach Land, Region und selbst zwischen verschiedenen Haushalten unterschiedlich sein können. Je nach Kontext gilt es, Zielkonflikte zu überwinden und Synergien zu nutzen.
BMEL fördert partizipative, praxisorientierte Forschung
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) leistet im Bereich der Agrar- und Ernährungsforschung durch die Förderung von internationaler Zusammenarbeit zwischen deutschen Forschungseinrichtungen und solchen in Ländern des Globalen Südens einen Beitrag zur Verbesserung der Welternährungssituation. Ziel ist es, mit Hilfe von partizipativen, praxis- und anwendungsorientierten sowie inter- und transdisziplinären Forschungsansätzen bedarfsorientierte Erkenntnisse und Lösungsansätze zu erarbeiten, einen Beitrag zur Weiterentwicklung von Kapazitäten vor Ort zu leisten, sowie langfristige Forschungspartnerschaften aufzubauen. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) wickelt sowohl die finanzielle Unterstützung der Tropentagkonferenz als auch die internationalen Forschungsvorhaben für das BMEL ab.
Durch die internationale Forschungsförderung trägt das BMEL dazu bei, die Umsetzung des Rechts auf Nahrung weltweit zu stärken und die Ernährungssituation nachhaltig zu verbessern. Die bisherigen Forschungsbekanntmachungen des BMEL spiegeln die Vielfalt der Ansätze für mögliche Transformationspfade wieder.
BMEL-Podiumsdiskussion zur weltweiten Ernährungssicherung
Auf der Podiumsdiskussion zum Thema „Leveraging human rights-based action towards equitable food systems" stellte das BMEL mit Unterstützung der BLE Schwerpunkte der internationalen Zusammenarbeit und der Forschungsaktivitäten zur weltweiten Ernährungssicherung vor. Ein wichtiger Ankerpunkt kann die Nutzung agrarökologischer Ansätze zur Verwirklichung des Rechts auf Nahrung sein, das als Menschenrecht völkerrechtlich verankert ist. Verwirklicht ist es dann, wenn jedem Menschen zu jeder Zeit Zugang zu Ressourcen gewährleistet wird, die es ihm erlauben, Nahrung zu produzieren, zu verdienen oder zu erwerben. Ausgangspunkt eines menschenrechtbasierten Ansatzes ist die Betrachtung der Menschen als Inhaberinnen und Inhaber von universellen Rechten, die es zu schützen und zu verwirklichen gilt.
Vor dem Hintergrund des 20-jährigen Jubiläums der "Freiwilligen Leitlinien zur Unterstützung der schrittweisen Verwirklichung des Rechts auf Nahrung im Kontext nationaler Ernährungssicherung" in 2024, präsentierte Sarah Brand, Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), die Ergebnisse zu bisherigen Erfolgen und bestehenden Hindernissen in der Umsetzung der Leitlinien. Zu den Erfolgen zählten u.a. die Integration der Empfehlungen in die Nationale Ernährungspolitik von Bangladesch oder auch die Einrichtung eines eigenen Referats zum Thema Recht auf Nahrung im BMEL. Auf der anderen Seite sind die weltweit fehlende Kenntnis der Leitlinien bei der Bevölkerung sowie mangelnder politischer Wille zu deren Umsetzung weiterhin eine bestehende Hürde.
Die Podiumsteilnehmenden diskutierten, wie eine rechte-basierte Transformation der Ernährungssysteme befördert werden kann. Durch Vertreterinnen und Vertreter aus Forschungsvorhaben, vom Bilateralen Kooperationsprogramm des BMEL sowie der FAO, wurden unterschiedliche Perspektiven verdeutlicht.
Die Beiträge der Session illustrierten, dass sowohl Forschung und Entwicklungsprojekte als auch Politikmaßnahmen zur Umsetzung der Leitlinien beitragen und für die Verbesserung der Ernährungssituation notwendig sind. Beispielsweise macht die enge Verknüpfung der Umsetzung des Rechts auf Nahrung mit anderen Rechten, wie Zugang zu Land und Saatgut den systemischen Charakter deutlich. Bei Forschungsvorhaben wird das Recht auf Nahrung aktiv gestärkt, indem insbesondere marginalisierte Gruppen partizipativ und aktionsorientiert und über Disziplinen hinweg eingebunden werden. Dabei kommen lokales Wissen sowie kultur- und kontextbezogene Aspekte zum Tragen. Letztlich muss das Recht auf Nahrung aber auch in den Ministerien verankert und in nationales Recht umgesetzt werden.
Rechtebasierte Ansätze sollten noch stärker in der Forschungspraxis verankert werden. Insbesondere die sozialwissenschaftliche Forschung kann einen Beitrag leisten, das Verständnis für die kulturell sehr unterschiedlichen Situationen in den jeweiligen Ländern zu verbessern. Dabei sollte ein besonderes Augenmerk auf die Rollen von Frauen und Männern gleichermaßen gelegt werden, um die richtigen Hebel zu finden, die zu einer systemischen Verbesserung führen.
Weitere Informationen
- Tropentag: https://www.tropentag.de/
- Social Media/ Tropentag Blog: https://blog.tropentag.de/
- Videos vom Tropentag auf Youtube: https://www.youtube.com/channel/UCqzy3hZUEVIxfnIkl3Wkk-w
- Internationale Forschungskooperationen zur Welternährung: https://www.ble.de/international_research
- Freiwillige Leitlinien der FAO zum Recht auf Nahrung: https://www.bmel.de/DE/themen/internationales/agenda-2030/recht-auf-nahrung-leitlinien-fao.html