Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner Innovationsförderung: Überwachung von Schadorganismen und deren Überträger im Wein- und Obstbau Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner bei der virtuellen Übergabe der Förderurkunden Quelle: Foto: BMEL/Photothek/Schmitz

Innovationsförderung: Überwachung von Schadorganismen und deren Überträger im Wein- und Obstbau

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat am 12. April 2021 die Förderurkunden für zwei Projekte im Wein- und Obstbau virtuell überreicht. Die Vorhaben werden mit 2,9 Millionen Euro vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über das Programm zur Innovationsförderung gefördert und vom Projektträger BLE (ptble) betreut.

Ziel der Projekte ist die Entwicklung von Monitoring- sowie Screening-Verfahren, um bedeutende Schadorganismen und deren Überträger besser zu überwachen.

Die durch zellwandlose Bakterien, den sogenannten Phytoplasmen, hervorgerufene Rebkrankheit Goldgelbe Vergilbung Flavescence dorée wird als große Gefahr für den europäischen Weinbau gesehen, da sich der Erreger zunehmend ausbreitet und sich langfristig auch in Deutschland etablieren könnte. Bedingt durch den Klimawandel wird die Aus- und Verbreitung von verschiedenen (Quarantäne-) Schadorganismen und deren Überträger begünstigt, sodass für den Wein- und Obstbau zunehmend mit wirtschaftlichen Problemen zu rechnen ist.

Da Bakterien wie Xylella fastidiosa, verschiedene Phytoplasmen sowie Viren derzeit schwer bekämpfbar sind, sind frühzeitige Maßnahmen zur Vorbeugung von Infektionen durch die Überwachung maßgeblich. Der flächigen Überwachung mit neuen Techniken und Geo-Daten sowie der robusten Diagnostik kommt dabei eine wesentliche Rolle zu.

Monitoring von Phytoplasmen aus der Luft und am Boden im Weinbau

Gegenstand des Vorhabens "Entwicklung von Monitoringverfahren (Luft, Boden) zur Identifizierung von Phytoplasmosen in Weinbauflächen mit Blick auf den Quarantäneschaderreger Flavescence dorée Phytoplasma (PhytoMo)" ist die Entwicklung eines Monitoringverfahrens zur Detektion einer bakteriellen Infektion von Reben. Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht der Quarantäneschaderreger der Flavescence dorée und seine frühzeitige Erkennung in Weinreben. Andere Wirte werden dabei ebenfalls untersucht und Risikokarten erstellt.

Die Überwachung soll mit Nah- und Fernerkundung erprobt werden. Langfristig sollen Rebmuttergärten und Rebschulen das Verfahren mit geeigneten Sensorsystemen zur Detektion kranker Reben vom Boden und aus der Luft flächig einsetzen können, um einzelne Rebstöcke für die Entfernung oder Untersuchungen im Labor identifizieren zu können.

Koordinator des Verbundvorhabens ist das Julius Kühn-Institut Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI), vertreten mit dem Institut für Rebenzüchtung sowie dem Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau. Weiterhin beteiligt sind das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung, die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, die RLP AgroScience GmbH, die LOGXON GmbH & Co. KG sowie die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau.

Untersuchung von Insekten als Überträger von Schaderregern im Obst- und Weinbau

Das Vorhaben "Vektormonitoring zu Flavescence dorée, Xylella fastidiosa und geregelten Nicht Quarantäneschadorganismen im Obst- und Weinbau - Innovative Datenerhebung und -verwaltung (VectoScreen)" befasst sich mit der Entwicklung eines neuartigen Screening-Verfahrens, um Quarantäneschadorganismen und regulierte Nichtquarantäneschadorganismen sowie deren Überträger im Wein- und Obstbau in Befallsherden identifizieren zu können. Untersucht werden dabei verschiedene Schaderreger wie Flavescence dorée im Wein- sowie Xylella fastidiosa im Obst- und Weinbau, das Apfeltriebsucht-Phytoplasma (Candidatus Phytoplasma mali), Little Cherry Virus -1 und -2, das Stolbur-Phytoplasma (Candidatus P. solani), Grapevine Leafroll associated Virus -1 und -3 sowie deren übertragenden Insekten.

Mit einem Massenfang von Insekten sollen die Schaderreger mithilfe innovativer Diagnostik detektiert werden können. Hierzu wird auch eine Plattform erstellt, um die erhobenen Daten verwalten und analysieren zu können. Das Einzelvorhaben "VectoScreen" wird von dem Institut für Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau und dem Institut für Strategien und Folgenabschätzung des JKI durchgeführt.

Hintergrund

Mit der "Bekanntmachung über die Förderung von Innovationen zur Vermeidung der Ein- und Verschleppung von geregelten und neuen Schadorganismen an Pflanzen – Pflanzengesundheit" unterstützt das BMEL die Entwicklung von praxistauglichen Monitoring-, Prognose- und Rückverfolgungssystemen, effizienten Diagnoseverfahren und wirksamen phytosanitären Behandlungsverfahren sowie die Züchtung resistenter Sorten und Strategien zur effizienten Informationsvermittlung und -verarbeitung. Darüber hinaus adressieren einzelne Vorhaben der Richtlinie die Handlungsfelder "Pflanzenschutz" und "Pflanzenzüchtung" im Rahmen der Ackerbaustrategie 2035.