Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Nationales Fachprogramm tiergenetische Ressourcen

Das "Nationale Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung tiergenetischer Ressourcen" (2003) ist die Grundlage für die langfristige Erhaltung und Nutzung, Forschung und Entwicklung der genetischen Ressourcen im Bereich landwirtschaftlicher Haus- und Nutztiere in Deutschland. Es bezieht sich derzeit auf Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Pferde, Kaninchen, Hühner, Gänse, Enten, Puten und Tauben.

Von den rund 1,4 Millionen bisher beschriebenen Tierarten auf der Erde gehören etwa 52.000 Arten zu den Wirbeltieren. Davon spielen heutzutage für die menschliche Ernährung und Landwirtschaft weltweit lediglich 30 Arten (16 Säugetier- und 14 Vogelarten) eine größere Rolle. Laut Welternährungsorganisation (FAO) sind weltweit 7.616 Tierrassen gemeldet, wovon 1.491 Rassen (etwa 20 Prozent) als gefährdet eingestuft werden müssen.

Die deutsche Landwirtschaft nutzt derzeit 11 Nutztierarten in der tierischen Produktion. Bei Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen und Pferden werden mehr als 230 Rassen genutzt, wovon allerdings nur 63 Rassen einheimisch sind. 52 dieser einheimischen Rassen gelten inzwischen als gefährdet. Beim Huhn ist eine vollkommene Spezialisierung in Mast- und Legerichtung erfolgt. Insgesamt gibt es in der Geflügelzucht nur noch wenige wirtschaftlich genutzte Zuchtlinien.

Vor diesem Hintergrund hat das Nationale Fachprogramm folgende Ziele. Es unterstützt damit auch den "Globalen Aktionsplan für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung tiergenetischer Ressourcen" der Welternährungsorganisation (FAO) und zielt darauf ab, dort vorgeschlagene Maßnahmen auf nationaler Ebene in geeigneter Weise umzusetzen:

  • die Vielfalt der tiergenetischen Ressourcen langfristig in wissenschaftlich abgesicherten und kosteneffizienten Programmen in situ und ex situ zu erhalten,
  • die tiergenetischen Ressourcen durch geeignete Maßnahmen, unter anderem durch Beschreibung, Evaluierung, Dokumentation und Zuchtversuche verstärkt für nachhaltige Tierproduktionssysteme attraktiv zu machen,
  • einen Beitrag zur Erhaltung und Nutzung landwirtschaftlich geprägter Grünlandökosysteme zu leisten und den Einsatz tiergenetischer Ressourcen in Natur- und Landschaftsschutzgebieten zu fördern,
  • alle Aktivitäten zur Erhaltung tiergenetischer Ressourcen zu unterstützen und ein transparentes System von Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten zwischen Bund, Ländern sowie nichtstaatlichen Organisationen und privaten Sponsoren aufzubauen und
  • die Zusammenarbeit auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene zu fördern und daraus resultierende Synergien zu nutzen.

Zur Unterstützung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bei der Erreichung der im Nationalen Fachprogramm erwähnten Ziele wurde 2003 der Fachbeirat für tiergenetische Ressourcen eingesetzt.

Darüber hinaus unterstützt das Informations- und Koordinationszentrum für Biologische Vielfalt (IBV) der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) die Durchführung des Nationalen Fachprogramms durch Dokumentations-, Informations-, Beratungs- und Koordinationsdienstleistungen; dazu gehören unter anderem folgende Maßnahmen:

  • Beratung des BMEL, anderer Ressorts sowie der Bundesländer im Hinblick auf das Programm
  • Führung der Geschäftsstelle des Fachbeirats
  • Führung der zentralen Dokumentation für tiergenetische Ressourcen in Deutschland (TGRDEU) als Nationalem Inventar in situ / on farm und ex situ
  • Koordination der Berichterstattung der deutschen Beiträge im Europäischen "Kooperationsprogramm" (Regional Focal Point) zu tiergenetischen Ressourcen (ERFP)
  • Mitwirkung in internationalen Gremien, zum Beispiel bei der Welternährungsorganisation (FAO)
  • Bereitstellung nationaler Daten für internationale Informationssysteme, u.a. bei der Europäischen Vereinigung für Tierproduktion (EAAP), bei der EU, der FAO/DAD-IS und der Global Biodiversity Information Facility (GBIF)
  • Entwicklung geeigneter Monitoringverfahren und Indikatoren auf nationaler, EU- und globaler Ebene und Bewertung des Zustands und der Veränderung der tiergenetischen Ressourcen ex situ und in situ/on farm
  • Erstellen und Verbreiten von Informationsmaterialien und sonstige Öffentlichkeitsarbeit