Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Fischer im Boot mit einer Reuse Fischerei Quelle: Bergringfoto - stock.adobe.com

Nationales Fachprogramm aquatische genetische Ressourcen

Das "Nationale Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung aquatischer genetischer Ressourcen" (2005) ist die Grundlage für die langfristige Erhaltung und Nutzung, Forschung und Entwicklung der genetischen Ressourcen der Fische, Rundmäuler, Muscheln und Krebse in Deutschland.

In Deutschland machen zusammen 269 Arten die einheimischen Meer- und Süßwasserfische aus. In der Küsten- und Hochseefischerei sind heute viele Bestände vor allem durch Übernutzung und Beifang bedroht. Die meisten Nutzfischbestände der Nord- und Ostsee befinden sich daher in einem kritischen Zustand. Im Süßwasser müssen 70 Prozent der Fischarten als bestandsgefährdet bzw. 6 Prozent als bereits ausgestorben oder verschollen eingestuft werden.

Vor diesem Hintergrund hat das Nationale Fachprogramm folgende Ziele:

  • die Vielfalt der aquatischen genetischen Ressourcen langfristig in wissenschaftlich abgesicherter und kosteneffizienter Weise in situ und ex situ zu erhalten, sie durch geeignete Maßnahmen wie Evaluation, Charakterisierung, Dokumentation zu erschließen und nutzbar zu machen und verstärkt – insbesondere in der Aquakultur – wirtschaftlich zu nutzen;
  • die Wiederansiedlung ehemals in bestimmten Gewässern vorhandener Fischarten zu fördern;
  • einen Beitrag zur Erhaltung und Wiederherstellung der aquatischen Ökosysteme zu leisten;
  • alle Aktivitäten zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der aquatischen genetischen Ressourcen zu unterstützen;
  • mehr Transparenz in die verteilten Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten von Bund, Ländern und Gemeinden sowie den auf dem Gebiet tätigen Personen, Organisationen und Institutionen zu bringen;
  • Synergien zu nutzen, die sich aus einer verstärkten Zusammenarbeit auf der nationalen, überstaatlich regionalen und internationalen Ebene ergeben können und diese zu fördern.

Zur Unterstützung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bei der Erreichung der im Nationalen Fachprogramm erwähnten Ziele wurde 2005 der Fachausschuss für aquatische genetische Ressourcen (FA-AGR) eingesetzt.

Darüber hinaus unterstützt das Informations- und Koordinationszentrum für Biologische Vielfalt (IBV) der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) die Durchführung des Nationalen Fachprogramms durch Dokumentations-, Informations-, Beratungs- und Koordinationsdienstleistungen; dazu gehören unter anderem folgende Maßnahmen:

  • Beratung des BMEL, anderer Ressorts sowie der Bundesländer im Hinblick auf das Programm
  • Führung der Geschäftsstelle des Fachausschusses
  • Führung der zentralen Dokumentation für aquatische genetische Ressourcen in Deutschland (AGRDEU) als Nationalem Inventar in situ und ex situ
  • Mitwirkung in internationalen Gremien, z.B. bei der Welternährungsorganisation (FAO) und der Nordatlantischen Organisation zur Erhaltung des Lachses (NASCO)
  • Bereitstellung nationaler Daten für internationale Informationssysteme, unter anderem bei der EU, der FISHBASE und der Global Biodiversity Information Facility (GBIF)
  • Entwicklung geeigneter Monitoringverfahren und Indikatoren auf nationaler, EU- und globaler Ebene und Bewertung des Zustands und der Veränderung der aquatischen genetischen Ressourcen
  • Erstellen und Verbreiten von Informationsmaterialien und sonstige Öffentlichkeitsarbeit