Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Einnetzen von Obstkulturen zum Schutz gegen die Kirschessigfliege

Die invasive Kirschessigfliege Drosophila suzukii stammt ursprünglich aus Asien. Sie ist innerhalb kurzer Zeit zu einer enormen Bedrohung für den europäischen Obst- und Weinbau geworden.

Die Kirschessigfliege befällt im Gegensatz zu anderen Arten derselben Gattung gesunde Früchte, verfügt über ein sehr breites Wirtspflanzenspektrum und ein extrem hohes Vermehrungspotential. Bisher gibt es kein sicheres Standardverfahren zur Bekämpfung des Schädlings.

Insektizidbehandlungen sind als alleinige Maßnahme in den meisten Fällen nicht ausreichend. Zudem stehen in Deutschland wirksame Insektizide nicht oder nur als befristete Notfallzulassung mit strengen Auflagen zur Verfügung. Auch das Risiko möglicher Rückstände in den Früchten, der schnellen Entstehung von Resistenzen oder negativer Auswirkungen auf Bestäuberinsekten und Nützlinge schränkt die Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel stark ein.

Daher ist es erforderlich, eine umfassende Strategie zur Bekämpfung und Eindämmung der Kirschessfliege zu entwickeln, die mit möglichst geringem Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel einen effektiven Schutz der Obstkulturen bietet. Die Anwendung von feinmaschigen Netzen ist sehr gut geeignet, um vor Befall zu schützen. Hierzu liegen aus dem In- und Ausland bereits positive Erfahrungen im Kirsch- und Beerenanbau vor.

Das Ziel des Demonstrationsvorhabens war es, das Einnetzen von Obstkulturen als nicht-chemische Bekämpfungsmaßnahme in der Praxis weiter zu verbreiten. Beteiligte Betriebe erhielten Hilfestellung bei der technischen Umsetzung der Einnetzung. Das Verfahren wurde durch begleitende Untersuchungen überprüft und bewertet, auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht.

Das Modellvorhaben umfasste bis zu 30 Demonstrationsbetriebe in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, die die besonders gefährdeten Kulturen Kirschen, Strauchbeeren und wiederaustreibende Erdbeeren anbauen und jeweils repräsentativ für ihre Region sind.

Über einen Zeitraum von mindestens drei Vegetationsperioden wurden auf den Betrieben Daten erhoben und Optimierungsarbeiten durchgeführt. Die Demonstrationsbetriebe wurden aktiv in die Vermittlung der dabei gewonnenen Erkenntnisse eingebunden.

Als Vorreiter und direkte Ansprechpartner in ihrer Region spielen sie eine wichtige Rolle bei der weiteren Verbreitung des Verfahrens der Einnetzung. Andere Obstbaubetriebe, die unter vergleichbaren Bedingungen arbeiten wie die Demonstrationsbetriebe (zum Beispiel im Hinblick auf Landschaftsstruktur, Klima, Befallsdruck), sollten durch dieses Demonstrationsvorhaben in die Lage versetzt werden, eigenständig Einnetzungsmaßnahmen gegen Befall mit der Kirschessigfliege durchzuführen und dabei Nutzen und Risiken gegeneinander abzuwägen.

Das Vorhaben wurde durch das Julius Kühn-Institut bundesweit koordiniert. Projektpartner vor Ort waren die Pflanzenschutzdienste der Länder. Das Vorhaben endete am 31. Dezember 2022. Weiterführende Informationen finden Sie im Wissensportal Drosophila suzukii des Julius Kühn-Instituts.