Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Medizinischer Sprachassistent im Handy Land.Digital Der medizinische Sprachassistent des Projekts "DICTUM Rescue" unterstützt Rettungskräfte bei Notfällen auf dem Land. Quelle: aidminutes GmbH

Land.Digital

"Land.Digital: Chancen der Digitalisierung für ländliche Räume" war mit der Veröffentlichung im Jahr 2017 die erste Fördermaßnahme des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus) zur Stärkung der Digitalisierung. Land.Digital wurde ins Leben gerufen, um innovative Ideen zu fördern, die vor Ort digitale Lösungen für den ländlichen Raum erproben. Die Potentiale waren von Beginn an vielfältig, von stärker vernetzten Dorfgemeinschaften über größere Unabhängigkeit von Standortnachteilen und langen Wegen bis hin zu neuen Möglichkeiten der Arbeit auf dem Land.

Dabei unterscheiden sich die einzelnen Projekte im Hinblick auf Ideen, Lösungsansätze, Zielgruppen und digitale Anwendungen stark. Nicht immer ging es darum, neue digitale Anwendungen zu entwickeln, teilweise werden auch bereits bestehende Dienste individuell an den Bedarf der jeweiligen Zielgruppe- und Region angepasst.

Insgesamt erhielten bis zum Ende des Bewilligungszeitraums 61 Projekte die Zusage für die Förderung, beworben hatten sich 237. Vor allem private Unternehmen, Vereine, Universitäten und Hochschulen sowie Kommunen und Landkreise sind beteiligt. Die letzten der Projekte werden im März 2022 auslaufen. Insgesamt unterstützt das BMEL die geförderten Projekte mit ca. 8,4 Millionen Euro.

Ziele

Die Attraktivität ländlicher Räume durch digitale Anwendungen zu erhöhen, ist das Hauptziel von Land.Digital. Außerdem war und ist es von großer Bedeutung, Antworten auf die Fragen zu finden, welche Chancen und Potenziale die Digitalisierung bietet – aber auch, welche Hindernisse es weiterhin gibt.

Die Verstetigung der Projekte nach Förderende ist erklärtes Ziel. So sollen sich je nach Projekt beispielsweise selbst tragende Geschäftsmodelle entwickeln oder eine langfristige Etablierung der Erfolge beim Landkreis oder einer anderen Institution erreicht werden.

Das Thema Digitalisierung ist mit dem Forschungsvorhaben "Ländliche Räume in Zeiten der Digitalisierung" und den "Smarten.Land.Regionen" weiterhin ein thematischer Schwerpunkt des BULE.

Maßnahmenstatus

Vorbereitungsphase

Inhaltlich-konzeptionelle Vorbereitung, Einbinden von externem Wissen, Erstellung und Veröffentlichung des Förderaufrufs

Beratungsphase

Beratung von Interessenten, Skizzen-Bewertung, Auswahl der Fördervorhaben, Beratung von Antragsstellern, Antragsprüfung, Widerspruchsverfahren, Bescheiderstellung

Förderphase

Fachliche Begleitung, Prüfung der Nachweise, Auszahlungen, Änderungen, Vernetzungstreffen, Öffentlichkeitsarbeit für BMEL und BULEplus

Evaluationsphase

Begleitende oder nachgelagerte Evaluation:
Finale Vorbereitung und Durchführung der inhaltlich-fachlichen Auswertung, Beauftragung von unterstützenden Dienstleistern, erster Wissenstransfer

Nachbereitungsphase

Nachbereitung (Prüfung und Abrechnung), weiterer Wissenstransfer, Ziehen von Schlussfolgerungen, u.a. für BMEL-Fördergestaltung

Projektbeispiele

Die folgenden Projektbeispiele zeigen exemplarisch die großen Chancen für eine gesteigerte Lebensqualität in ländlichen Räumen durch die Digitalisierung.

  • In medizinischen Notfällen ist schnelle Hilfe entscheidend – wenn nicht-deutschsprachige Patienten sich allerdings nur schwer verständlich machen können, stellen Sprachbarrieren Rettungskräfte vor große Herausforderungen, gerade in ländlichen Regionen, wo der Weg zur nächsten Klinik weit und eine Dolmetscherin schwer verfügbar sein kann. Das Land.Digital-Projekt "DICTUM Rescue Königslutter" geht diese Herausforderung mithilfe der App "aidminutes.rescue" an. Sie ist eine Art medizinischer Sprachassistent für Rettungskräfte, um Patientinnen und Patienten zu befragen oder über eine Untersuchung zu informieren. Für die Corona-Pandemie wurde eine eigene Kategorie in der App mit über 15.000 Downloads ergänzt.
  • "Mein Rhein-Lahn Kreis 55 plus" ist ein Land.Digital-Projekt mit dem Ziel, älteren Menschen im Nassauer Land den Zugang zum sozialen Miteinander und zu regionalen Unterstützungsmöglichkeiten zu erleichtern. Wissenschaftler der FernUniversität in Hagen haben dafür mithilfe von 200.000 Euro Förderung aus dem BULEplus die App "meinDorf55±" entwickelt. Sie hilft älteren Menschen dabei, sich in die lokale Gemeinschaft einzubringen. Die App bündelt Angebote der Region und informiert über Veranstaltungen, Projekte, Termine oder Kleinanzeigen – stets zielgruppengerecht. Außerdem ermöglicht sie es Nutzern, Gleichgesinnte zu finden und sich zum Beispiel für einen Kinobesuch zu verabreden. "meinDorf55±" nutzen mittlerweile rund 800 registrierte Mitglieder. In Zeiten der Corona-Pandemie ist die App zum unverzichtbaren Bindeglied und Kontaktmedium geworden.